Hilfe vor Ort

Ion und die Hoffnung

Lieber Arm dran als Arm ab heißt es ja. Ion könnte vermutlich nicht darüber lachen, ihm fehlen beide Beine. Er lebt allein und muss sich täglich damit herumschlagen wie es ist, alt, krank und arm zu sein. Vom Staat ist außer einer mickrigen Rente nichts zu erwarten: Der nächste Platz in der ambulanten Betreuung wird in vier Jahren frei. „Wer weiß, ob ich das überhaupt noch erleben würde“ sagt er selbst. Eine verfahrene Situation. Aber nicht hoffnungslos. Denn Hoffnung keimt schon im Kleinen, in der zwischenmenschlichen Begegnung. Pfarrer Aga hat ein Ohr für die Sorgen und Nöte von Menschen wie Ion. Und selbst in Fällen, in denen er keine Wunder wirken kann, will er auch nicht tatenlos bleiben. Ion wünschte sich vor allem etwas ordentliches zu Essen. Also kaufte Pfarrer Aga für 100 € Vorräte für die nächsten Monate ein. Jetzt muss Ion erst einmal nicht mehr von Tütensuppe leben. Und mit seiner eingesparten Rente möchte er eine Pflegekraft bezahlen, die regelmäßig nach ihm schaut. Das gibt Hoffnung.

Seit er beide Beine verlor, ist Ion auf Prothesen und Gehhilfen angewiesen. Die täglichen Besorgungen werden damit zu einer gewaltigen Hürde.
Pfarrer Aga erfüllte dem fast mittellosen Rentner den Wunsch nach gutem Essen und kaufte ihm Lebensmittel auf Vorrat.

Hilfe von Herzen

Viele Menschen schämen sich, Hilfe anzunehmen. Überall auf der Welt sind Armut und Hilfsbedürftigkeit negativ konnotiert. In manchen Köpfen spukt vielleicht auch die Vorstellung herum, wer Schwachen helfe würde selbst schwach. Kinder bilden da eine Außnahme, sie können sich oft ganz aufrichtig und schamfrei über ein Geschenk freuen und ebenso herzlich etwas geben. Auch daran hat Jesus gewiss gedacht als er sagte: „Wahrlich, ich sage euch, wenn ihr nicht umkehret und werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen“! (Matthäus 18,3). Auch Pfarrer Aga kennt diesen Spruch und schämte sich nicht, Alexandru und Anastasia bei der Beschaffung von Schulmaterialien zu helfen. Aus dem Nothilfefonds von Fortotschka kaufte er Ranzen, Stifte, Blöcke, Schulkleidung im Wert von hundert Euro. Darüber freute sich auch die Mutter Elena – von Herzen!

Pfarrer Aga auf der Suche nach Schulmaterialien für Anastasia und ihren Bruder Alexandru.
Der Nachbar (links) hatte den Kontakt zu Pfarrer Aga hergestellt, weil Alexandru und Anastasia getauft werden sollten. Selbst die dafür übliche Summe für die Kirche konnte Elena, die Mutter der beiden, aus ihrer Invalidenrente nicht aufbringen. Pfarrer Aga taufte die Beiden, natürlich kostenlos.

Bildung ist der Schlüssel

Fortotschka beteiligt sich mit 7.000 € an einem EU- Bildungsprojekt in Moldawien und Rumänien! Das war der wichtigste Beschluss der Mitgliederversammlung Anfang Juli. Die finanziellen Möglichkeiten dazu sind glücklicherweise gegeben, auch dank mehrerer großer Spenden in den letzten Monaten. Es bietet Weiterbildung für über 100 Jugendliche aus Orhei in fünf Bereichen an, darunter Betriebsführung, Medizin, Literatur und Nähen/ Sticken. Die Kurse laufen seit Beginn des Jahres. An dem Projekt ist auch die Christliche Filantropie (CF) Orhei beteiligt. Sergiu Aga, Pfarrer und Vorstand des CF, hatte um eine Beteiligung Fortotschkas geworben: „Das ist mal ein gutes Beispiel für eine gelungene Kooperation verschiedener Akteure in Orhei, die gemeinsam junge Menschen fit fürs Berufsleben machen wollen.“

Schnell, direkt, unkompliziert

Was sich Fortoschka für die Hilfe am Mitmenschen zum Maßstab gemacht hat, galt auch für die diesjährige Mitgliederversammlung. Zügig, konkret und allürenfrei wurde besprochen was war und was sein soll. Personelle Veränderungen gab es in diesem Jahr keine. Beschlossen wurde stattdessen die Beteiligung an einem EU geförderten Bildungsprojekt in Moldawien und eine Festsetzung des Mitgliedsbeitrages für neue Mitglieder auf mindestens 60€ jährlich. Das ganze Protokoll gibt’s hier.

Rück- und Ausblick

Herzliche Einladung noch einmal zur Teilnahme an der digitalen Mitgliederversammlung von Fortotschka am 03.07.2021 um 19 Uhr. Es geht unter anderem um die Beteiligung des Vereins an einem großen Bildungsprojekt in Moldawien. Wir werden als Plattform wie im letzten Jahr meet.jit.si verwenden. Gebt auf der Seite den Namen des Treffens Fortotschka_MV_2021 ein und schon seid ihr dabei.

Fortoschkas Engagement in Moldawien kommt direkt und unkompliziert Menschen in Notlagen zugute. Immer wieder geraten Familien durch Ausgaben in Schwierigkeiten, die eigentlich die Krankenkasse zahlen sollte, so wie bei diesem Jungen mit Muskelschwund im Rücken.

Wie lange noch …

wird es dauern, bis die Welt ein gerechter Ort ist? Wie lange wird es dauern, bis Gesundheit nicht mehr vom ungerecht verteilten Geldvermögen abhängt? Wie lange noch?

In Moldawien ist es noch nicht so weit. Das mussten Zinaida und Ioana am eigenen Leib erfahren. Beide sind betagt, haben früher selbst im Gesundheitssektor gearbeitet und waren an Grauem Star erkrankt. Heilung ist möglich: Die Operation ist mittlerweile ein Routineeingriff, bei dem die ergraute Linse durch eine künstliche neue ersetzt wird. Aber sie ist für die beiden mit Kosten verbunden, Kosten, die sie alleine nicht tragen könnten. Das fand Pfarrer Aga ungerecht – und handelte: Aus dem Nothilfefonds von Fortotschka steuerte er insgesamt 300€ für die Operationen bei. Nun können Zinaida und Ioana hoffentlich noch lange die Welt in den schönen Farben sehen, die der Sommer uns jetzt wieder zeigt.

Bei der Operation von Grauem Star wird eine neue, künstliche Linse ins Auge eingesetzt. Es handelt sich um eine der häufigsten Operationen überhaupt.

Von Angst und Hoffnung

Im neuen Rundbrief blicken wir zurück auf die ereignisreichen Monate seit der Eröffnung des St. Spyridon. Dort wie außerhalb der Nachtunterkunft gab es für Pfarrer Aga viel zu tun. Außerdem sei hier schon auf die Mitgliederversammlung am 03.07.2021 hingewiesen – online, wie im letzten Jahr.

Viel Freude beim Lesen!

Pfarrer Aga bei Lucia, die mit ihren Eltern und vier Kindern durch einen Brand ihr Zuhause verlor. Menschen direkt und unbürokratisch zu helfen ist das Ziel von Fortotschka, hier zu sehen in Form von Nutztieren.

Es muss nicht immer Waschpulver sein …

Jede kennt mittlerweile das Sprichwort vom Fisch und der Angel, das eine hilft kurzfristig, das andere langfristig. In einem Radiobeitrag über das St. Spyridon erklärte Pfarrer Aga im April, dass viele der obdachlosen Besucherinnen des St. Spyridon ihr Leben lang auf Hilfe angewiesen werden. „Denen ist mit einer Angel nicht geholfen. Die brauchen den Fisch“.

Anders liegen die Dinge bei Lucia. Ihr Haus ist vor kurzem abgebrannt, sie stand mit ihren vier Kindern und deren Großeltern vor dem nichts. Pfarrer Aga sprang mit Lebensmitteln und einigen kleineren Haushaltsgeräten ein – eine Sachspende aus den Niederlanden. Aus dem Nothilfefonds von Fortotschka aber kaufte er eine Angel, eine lebende, mit Hörnern: Zwei Ziegenmütter, eine davon mit Jungen, tollt nun auf dem Gelände der Familie … herum. Zum Füttern, Melken und lieb haben.

Neugierig werden die kleine Zicklein beäugt. Sie sollen bei Lucias Familie groß werden.
Ziegen werden vor allem ihrer Milch wegen geschätzt. Sie sind aber auch prima Spielkameraden und zu jedem Unfug bereit.

Unterstützung durch die Ölmühle Solling

Von Leinöl über Hagebuttenmehl bis Tandoori- Würzöl – die Ölmanufaktur der Familie Baensch im Weserbergland steht für exquisite Produkte und erlesenen Geschmack. Dass Familie Baensch auch sozial stark engagiert ist, zeigt einmal mehr ihre Spende für das St. Spyridon – Nachtunterkunft für Obdachlose. Fortotschka bedankt sich ganz herzlich und wünscht weiterhin viel Erfolg mit Spitzenprodukten aus Niedersachsen.

Zwei Generationen Ölmüller*innen: Gudrun, Werner, Sarah und Sebastian Baensch.

Der Herr ist auferstanden, Hallelujah!

Frohe Ostern haben wir uns zugerufen – in diesem Jahr zumeist telefonisch. Die eine oder andere Gemeinde hat Gottesdienste im Freien abgehalten zum höchsten Fest der Christenheit. Ostern ist das Fest, in dem vorchristliches und Christliches bis heute sichtbar nebeneinander gefeiert werden: Hasen und Eier für neues Leben nach dem Winter, Lieder und Psalmen als Ausdruck der Auferstehungshoffnung über den Tod hinaus. Die Vorstellung von der Auferstehung hat sich auch außerhalb des Christentums verselbstständigt. Wenn die Großeltern sterben, wird den Enkeln erzählt, die Oma oder der Opa schauen jetzt vom Himmel aus zu. Die ersten Christen, sahen die Auferstehung dagegen als ein einmaliges, alle lebenden und Toten umfassendes Ereignis in der Zukunft an.

Auch wenn wir über das wie und wann nicht genau Bescheid wissen, eines stellt der Apostel Paulus doch sehr klar: „Wenn wir allein in diesem Leben auf Christus gehofft haben, so sind wir die elendesten von allen Menschen (1 Kor. 15, 19)“. Durch Jesu Auferstehung sind auch seine Wunder zu Lebzeiten nicht ein einmaliges Strohfeuer, sind seine Worte nicht Beruhigung für Kinder. Es ist der Zuspruch, dass sich das Gute und Wahre fortsetzten wird. Es ist die Gewissheit, dass die Mühe auf Erden für Kranke, Schwache, für Ausgestoßene, für Traurige, Hilflose einzustehen, nicht vergeblich bleiben wird. Aus dieser Hoffnung heraus ist das St. Spyridon – Nachtunterkunft für Obdachlose jeden Abend für jede und jeden geöffnet. Seit Januar, hoffentlich noch viele Jahre lang.

Vasile am ersten Abend im St. Spyridon, frisch gewaschen und neu eingekleidet.
Mihail war früher Richter, kann sich noch nicht einmal leisten, in seinem winzigen Heim zu heizen. Daher kam er im Winter des öfteren in St. Spyridon.
Nadejda im frischen Bademantel. Sie hatte vor ihrer Ankunft im St. Spyridon nur noch wenig menschlichen Kontakt.