Kalt und wund

Wann wird eine schlimme Situation unerträglich? Svetlana hat sich diese Frage vermutlich jeden Tag gestellt. Sie ist Mutter von vier Kindern. Mit den zwei jüngeren hat sie vor kurzem bei ihrem Bruder Schutz gesucht vor den Schlägen ihres Mannes. Auch dort lebt sie nun auf engstem Raum und ohne Einkommen. Von Staatsseite gäbe es Hilfen, aber für die braucht es eine Meldeadresse, an die Post gesendet wird. Wie bei vielen Formen von Obdachlosigkeit liegt die Vermutung nahe, dass die Verwaltung nicht besonders an ihnen interessiert ist, sonst würde sie wohl von einer Wohnungslosen keine Adresse verlangen.

Auch Pfarrer Aga findet diese Situation unerträglich. Daher bemüht er sich nach Kräften, im noch fertigzustellenden Teil des Sozialzentrums Orhei eine Unterkunft mit Meldeadresse für solche Fälle aufzubauen. Hoffentlich finden sich genügend Unterstützer, damit dieses Ziel noch in diesem Jahr erreicht werden kann.

Vorerst bleibt ihm nicht viel mehr als Svetlana aus dem Nothilfefonds von Fortotschka einige Holzbriketts zu schenken, dazu Kleider aus der Kleiderkammer und Waschmittel aus einer holländischen Spendenlieferung. Die Not ist groß und der Winter noch nicht vorüber.

Svetlana und ihre zwei jüngsten Kinder können sich in der Kleiderkammer im Sozialzentrum neu eindecken.
Nach der Flucht vor ihrem Mann ist Svetlana bei ihrem Bruder untergekommen. Auch das ist eine Form der Obdachlosigkeit.